Don´t touch my money

Leseprobe

Gähnende Leere. 

Der Blick in den Kühlschrank ließ Victoria Johnson aufstöhnen. Sie strich sich eine Strähne ihrer dunkelbraunen Haare aus dem Gesicht und warf einen Blick in die blaue Kaffeedose. Aber auch dort fand sie nichts außer ein paar Krümel. Es war kurz vor zwölf. Der Tag war verhext. Sie hätte viel früher aufstehen müssen, aber irgendwie war sie einfach liegen geblieben, als der Wecker sie an ihren Termin erinnert hatte. Sie hätte schon vor zwei Stunden bei ihrem Auftraggeber im Büro sein sollen. Aber die letzte Nacht war so lang gewesen, dass sie erst um sechs ins Bett gekommen war. Und zwar alleine. Dabei hatte der Abend mit einer ihrer Freundinnen doch so gut angefangen. 

Ihre Freundin Jessie hatte sie eingeladen. Die Bar, in der sie sich getroffen hatten, war gut besucht und die Männer waren nicht zu verachten gewesen. Im Laufe des Abends hatten ihr verschiedene Männer Drinks ausgegeben und auch die Gespräche, die sie geführt hatte, waren sehr anregend gewesen. Und doch war sie am Ende alleine heimgegangen. Alleine, betrunken und genauso pleite wie Stunden zuvor. Dabei hatte sie doch eigentlich ihre Freundin um Hilfe fragen wollen. Sie hatte Jessie bitten wollen, ihr für ein paar Tage auszuhelfen, denn schließlich wollte sie, so schnell es möglich war, wieder einen neuen Auftrag bekommen. Aber irgendwo zwischen Drinks und den gutaussehenden Männern hatte Jessie erwähnt, dass dieser Abend der Letzte wäre, an dem sie für sie auslegen würde und dass sie nun erwarte, selbst eingeladen zu werden, und zwar von ihr. Einen kurzen Moment war Victoria davon ausgegangen, dass Jessie diese Äußerung nicht ernst meinte, aber der Blick zur Seite hatte ihr etwas anderes gesagt. Ihre Freundin, die schon seit einigen Wochen immer dafür sorgte, dass sie in Bars zu trinken bekam und auch immer wieder den Eintritt für andere abendliche Aktivitäten übernahm, meinte es sehr ernst. Bitterernst, um genau zu sein, denn Jessies Blick hatte sich förmlich in Victoria gebohrt und keine Widerworte zugelassen. Das Einzige, was Victoria zustande gebracht hatte, war ein leises »Ja klar« gewesen, von dem sie noch nicht wusste, wie sie es umsetzen sollte. 

Sie musste dringend ihren Hintern hochbekommen.

Seufzend schloss sie die Tür des Kühlschranks wieder. Auch wenn sie es nicht wollte, sie musste ihren Auftraggeber anrufen und sich bei ihm für ihr Nichterscheinen entschuldigen, sonst würde sie in den nächsten Monaten überhaupt keinen Auftrag mehr bekommen und dann würde sie schnell vor der Tür sitzen. Tief durchatmend griff sie nach ihrem Handy und drückte die Kurzwahltaste, hinter der sich die Nummer zum Büro ihres Auftraggebers befand. Während sie dem Klingeln lauschte, begann sie nervös in ihrer kleinen Wohnküche auf und ab zu laufen. Wenn sie wenigstens noch einen Kaffee hätte trinken können. Ohne Kaffee war sie nur ein halber Mensch. 

»Johnson. Was fällt dir ein. Glaubst du echt, ich habe nichts anderes zu tun, als hier zu sitzen und auf dich zu warten? Und bevor du mich nun wegen des Auftrags fragst, der ist weg. Den habe ich an einen zuverlässigen Kollegen abgegeben.« Endlich beendete Richard Chase seine wütende Tirade. 

»Entschuldige, ich hab verschlafen.« Victoria strich sich erneut über die Haare. 

»Verschlafen, verschlafen. Vic, ich höre seit Wochen nichts anderes von dir, und selbst wenn du mal rechtzeitig hier bist, erledigst du die Jobs immer erst kurz, bevor es zu spät ist. Was zum Teufel ist los mit dir? Ich hatte irgendwann echt mal gedacht, dass da noch mehr drin ist. Willst du weiterhin nur die Drecksarbeit machen oder was? Soll ich hier ein Fach hinstellen, wo ich jeden, der wegen ´nem Strafzettel eine Kaution brauchte, reinlege? Du willst Geld verdienen, dann zeig doch auch mal Einsatz verdammt! Von den paar Mäusen, die du die letzte Zeit bekommen hast, kann doch nicht mal eine Kakerlake überleben.« 

Sie wollte sich nicht vor ihm dafür rechtfertigen, dass sie in den letzten Wochen und Monaten ständig von einer Party zur nächsten jagte, immer auf der Suche nach Abenteuern und doch eigentlich nur auf der Suche nach dem einen Richtigen. Ihr nicht vorhandener Beziehungsstatus frustrierte sie schon eine geraume Zeit, und noch frustrierender war, dass die Männer, die sie kennenlernte, immer nur auf einen One-Night-Stand aus waren oder sich nach wenigen Tagen als Arschlöcher ent-puppten. Sie wusste, dass sie weniger Zeit in Bars verbringen sollte.

»Es tut mir leid, Richard, wirklich. Ich kann in zwanzig Minuten da sein.« Ihr Blick wanderte erneut auf die schwarze Uhr mit den weißen Ziffern, die sie von ihren Eltern geschenkt bekommen hatte, als die Zeiten noch besser gewesen waren. Zu einem Zeitpunkt, wo sie sie unterstützt hatten. 

»Was an, ›der Auftrag ist nun weg‹ hast du nicht verstanden? Vic, frag in einer Woche nochmal nach. Gerade habe ich nichts anderes für dich hier. Und bevor du nun eine Welle machst, wer nicht da ist, hat Pech gehabt. Ich kann nicht immer auf dich warten. Auch Kleinvieh macht Mist. Deine Unpünktlichkeit kann mich Tausende kosten, wenn ich niemanden finde, der den Auftrag übernimmt. Hör auf, deine Highheels zu polieren, und arbeite.« 

»Das war so klar. Willst du mir nun wieder die Sache mit der Frau aufs Brot schmieren? Nur weil ich eine Frau bin, mache ich meine Arbeit nicht schlechter als andere. Und das weißt du!« Wütend fuhr sie ihn an. Sie konnte es nicht leiden, wenn Richard ihr erklären wollte, dass Frauen als Kopfgeldjäger nichts taugten. Es gab viele wie sie. Frauen, die auf der Suche nach Verbrechern waren, die ihre Kaution über Kautionsbüros bezogen hatten und dann kurz vor dem Gerichtstermin oder genau an dem Tag spurlos verschwanden. 

»Vic, verdammt, es gibt noch andere, die den Job machen, und zwar zuverlässig! Das hat rein gar nichts mit Frau oder Mann zu tun. Meld dich nächste Woche wieder.« 

Die Verbindung war beendet, ehe sie noch etwas sagen konnte. 

»Arschloch!« Fluchend trat sie gegen die Küchenzeile. Sie war doch auf das Geld angewiesen. Ihre Miete wäre in zwei Tagen fällig und auch die Stromrechnung musste sie dringend bezahlen. Einen Moment blieb sie mit dem Handy in der Hand in der Küche stehen, ehe sie eine Entscheidung fällte und großen Schrittes in das angeschlossene Wohnzimmer ging. Sie griff nach dem Schlüssel ihres Mustangs und stieg vor der Wohnungstür in ihre Sneaker. Sie benötigte Geld, und zwar schnell. Die Tür hinter sich ins Schloss ziehend, eilte sie über den Flur des großen Mehrfamilienhauses. Tür an Tür gab es hier große und kleine Wohnungen zu erschwinglichen Preisen. Der Nachteil war, dass man sofort aus der Wohnung flog, wenn man nicht zahlen konnte. Das war auch der Grund, warum sie kaum einen der Nachbarn kannte. Es gab nur wenige, die schon ewig hier lebten. Viele kamen und gingen bereits nach wenigen Monaten wieder. Victoria starrte den Flur entlang. Die tristen weißen Wände waren mit Schmutzschlieren überzogen und der alte PVC-Belag war abgelaufen. Wer hier wohnte, war ganz unten angekommen, oder? Wie war sie nur vor vielen Monaten hier gelandet und warum hatte sie ihr Geld nicht in eine andere Wohnung investiert, anstatt es für ihren Wagen und Partys auszugeben? 

»Miss Johnson.« Eine dunkle Stimme hallte hinter ihr her und sie wäre am liebsten im Boden versunken. Konnte der Tag denn nicht einfach mal so laufen, wie er sollte? Nein, er wurde von Minute zu Minute schlimmer. 

»Mister Jackson.« Mit einem gespielten Lächeln drehte sie sich zu dem Mann um, der mit einem ebenfalls unübersehbar gestellten Lächeln auf sie zukam.

»Miss Johnson, ich wollte Sie daran erinnern, dass ich übermorgen vorbeikomme und die Miete einsammle. Nicht, dass Sie dann wieder nicht im Haus sind. Ich kann ja nicht immer hinter meinem Geld herlaufen.« Die Worte ihres Vermieters trieften nur so vor Spott. Seit einer Weile meinte sie, dass er nur darauf wartete sie, rauswerfen zu können. 

»Wenn Sie mir sagen, wann Sie kommen, bin ich da.« Innerlich verfluchte sie sich für dieses Versprechen. Aber sie hatte keine andere Wahl, wenn sie nicht bald auf der Straße sitzen wollte. 

»Am Vormittag. Sie können das Geld natürlich auch bis dahin überweisen.« 

Wieder war da sein beschissenes, selbstgefälliges Grinsen. Sie meinte, hinter dem Grinsen bereits seinen Plan, sie endlich los zu sein, zu sehen. Mit einem Zähneknirschen sicherte sie ihm zu, an dem Tag anwesend zu sein, wünschte ihm einen schönen Tag und ging weiter. Als sie sich von ihm abwandte, konnte sie hören, wie er an der nächsten Tür klopfte. 

Sie musste dringend etwas an ihrem Lebensstil ändern. Vor allem musste sie hier raus und woanders unterkommen. Aber auf keinen Fall wollte sie vor die Tür gesetzt werden. Sie wollte einfach nur umziehen, in ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung oder eine andere, größere, schönere Mietwohnung. Aber dazu benötigte sie Geld. 

Erst als sie an ihrem Wagen angekommen war, drehte sie sich um, um sicher zu gehen, dass ihr Vermieter ihr nicht gefolgt war und ihr nicht erzählen würde, dass sie ja eigentlich genug Geld haben müsste. Schließlich war ihr Ford Mustang noch recht neu und immer gepflegt. Ja, sie steckte zu viel Geld in den Wagen. Aber ohne vernünftiges Auto würde sie ihre Arbeit nicht richtig machen können. 

Ihr Auftraggeber, der Kautionsagent Richard Chase, besaß ein Kautionsbüro, in dem er als sogenannter Bail Bondsman denen Geld lieh, die selbst nicht in der Lage waren, ihre Kaution zu zahlen, um dem Gefängnis bis zu ihrer Verhandlung zu entgehen. Richard ließ sich seinen Dienst in Form horrender Zinsen gut bezahlen. Um das Geld wieder zurückzubekommen, mussten die Verbrecher vor Gericht erscheinen. Taten sie es nicht, fiel die Kaution an das Gericht, was dann bei Richard tiefe Löcher in die Finanzen riss. Die meisten mussten sich täglich im Büro melden, damit Richard wusste, wo sie waren. So wollte er sicherstellen, dass sie rechtzeitig bei Gericht erschienen. In den meisten Fällen gab es keinerlei Probleme, und um die, die nicht auftauchten oder sich über Tage nicht meldeten, kümmerten sich Victoria und ihre Kollegen. Bei einigen hatten sie nur wenige Tage, da bereits ein Haftbefehl ausgeschrieben war und ein Tag feststand, an dem die Kaution an das Gericht fallen würde. So konnte es bei einer Flucht auch um Minuten gehen, und dann war ein schnelles Auto von Vorteil. Manche ihrer Klienten legten sich im Laufe der Zeit einen sehr rasanten Fahrstil zu und sie durfte dann nicht das Nachsehen haben. Allerdings hatte ihr eigener Fahrstil ihr schon einige Male Ärger und teure Strafzettel eingebracht. Außerdem wollte sie nicht das Klischee erfüllen, dass Frauen Familienkutschen oder alte Dreitürer fuhren. 

Wenig später war sie unterwegs zu ihrer Freundin Tiffany. Sie traute sich nach dem vergangenen Abend nicht mehr, Jessie um Geld zu fragen, also würde sie ihr Glück bei Tiffany versuchen. Vielleicht konnte die Fünfundzwanzigjährige ihr aushelfen, bis sie wieder flüssig war. Eben das konnte ja nicht mehr so lange dauern. Gerichtsverhandlungen fanden jeden Tag statt. 

»Verfluchter Idiot, wo hast du deinen Führerschein her?« Wild fluchend versuchte sie einem Mann, der in einem alten Ford Pick-up saß und seelenruhig in der Stadt unterwegs war, auszuweichen. Nur mit Mühe gelang es ihr, den Wagen nicht zu rammen. »Du solltest deine Kiste verschrotten lassen und wenn du dann eh schon dabei bist, deinen Führerschein kannst du auch gleich abgeben. Wie kann man nur so unterwegs sein? Das ist doch eine Gefährdung für die Allgemeinheit.« Schimpfend zog sie an dem Wagen vorbei, nur um wenige Meter weiter eine Vollbremsung machen zu müssen, da die Ampel auf Rot geschaltet hatte. Einen Strafzettel für das Überfahren der Ampel wollte sie auf keinen Fall riskieren. Beim Blick nach rechts entdeckte sie wieder den Pick-up, der mit seinem verwitterten rotweißen Lack ins Auge stach. Kopfschüttelnd wandte sie sich von dem alten, ungepflegten Wagen ab und starrte auf die Ampel. Eine Kreuzung weiter bog sie nach rechts ab und suchte eine gefühlte Ewigkeit nach einem Parkplatz am Straßenrand des Wohngebietes. Aber heute schienen alle daheim zu sein oder Besuch eingeladen zu haben, da sie erst fündig wurde, als sie einen Block weitergefahren war. 

Gereizt warf sie die Tür ihres Wagens zu und verriegelte sie. In ihr staute sich von Minute zu Minute mehr Wut auf. Wut über Autofahrer, Parkplätze, Richard und Menschen, die sie verwundert ansahen, als sie an ihnen vorbei ging, aber sicher nichts mit ihrer schlechten Laune zu tun hatten. Mit jedem Schritt, dem sie der Wohnung von Tiffany näherkam, bemühte sie sich mehr, sich zu beruhigen. Sie wollte nicht mit der Laune einer Furie bei ihrer Freundin einfallen. Sie wollte ihre langjährige Freundin zum einen nicht anfahren und zum anderen nicht erschrecken. Schließlich war sie hier, um nach Geld zu fragen. Sie konnte an diesem Tag nichts mehr ändern, sie konnte nur versuchen, jetzt das Beste daraus zu machen und hoffen, dass Tiffany ihr half. Sie eilte die Straße entlang und gelangte an ein weißes Haus, wo sie, als wäre sie täglich hier, den Finger auf die Taste der Klingel legte und den Knopf einfach gedrückt hielt, bis sie das Surren des Türöffners vernahm und sie endlich eintreten konnte. Sie hastete mit großen Schritten und einem Tempo, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her, die Treppe hinauf und blieb in der dritten Etage stehen, wo Tiffany bereits freudestrahlend in der Tür stand. Dieses Haus war so anders als das, in dem sie wohnte. Da waren keine Graffiti an den Wänden und das Treppengeländer war nicht defekt. Alles erstrahlte in hellen Gelb- und Weißtönen. 

»Komm rein, ich habe den Kaffee fertig.« Tiffany hielt ihr die Tür auf und Victoria wurde von ihrem schlechten Gewissen eingeholt. Sie musste nun irgendwo zwischen Kaffee und Gesprächen über Männer und Partys den richtigen Punkt finden, um ihre Freundin einmal mehr nach Geld zu fragen. Schließlich hatte sie in einer kurzen Nachricht nur angekündigt, dass sie zum Quatschen vorbeikommen wollte. Jetzt, als sie in die kleine gemütliche Küche trat, befürchtete sie, dass Tiffany gleich fragen würde, wann sie das Geld, welches sie ihr schon gegeben hatte, zurückbekommen würde. Mit einem unguten Gefühl im Magen sank Victoria auf den alten Stuhl mit der weißen Lackierung, die schon an vielen Stellen abgeplatzt war. Die Aggressionen, die gerade noch in ihr vorhanden gewesen waren, als sie sich über all die Autofahrer und Menschen geärgert hatte, war vollständig verpufft. Ihr Gewissen begann an ihr zu nagen. 

Tiffany eilte zum Küchenschrank, griff nach zwei Tassen und stellte sie auf den Tisch, ehe sie die Kaffeekanne aus der Maschine nahm. 

»Ich wollte dich schon fragen, ob du noch Kaffee mitbringen kannst, aber da warst du wohl schon unterwegs, auf alle Fälle hab ich dich nicht mehr erreicht.« Tiffany setzte sich ihr gegenüber auf einen alten grauen Stuhl. Die gesamte Küche war ein Sammelsurium aus Möbeln. Nichts gehörte wirklich zusammen, alles hatte andere Farben und doch wirkte es, als wäre jedes Teil so geplant gewesen. Victoria richtete kurz ihren Blick auf das Küchenfenster, auf dessen Fensterbank ein kleiner Kräutergarten in alten Salatschüsseln angelegt war und zog ihr Handy aus ihrer Handtasche. 

»Sorry, ich hab deinen Anruf nicht gehört.« Ihre Aufmerksamkeit lag, während sie sprach, auf ihrem Telefon. Ein verpasster Anruf und eine Nachricht von Richard, in der er ihr einen Termin in der nächsten Woche mitteilte. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht zu fluchen. Nächste Woche wäre definitiv zu spät. So lange konnte sie ihren Vermieter nicht mehr vertrösten und nach so viel Geld wollte sie ihre Freundin nicht fragen. Eigentlich hatte sie nur nach so viel fragen wollen, dass sie einkaufen konnte. Tief durchatmend nahm sie einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. Wie sollte sie dieses Problem lösen?

»Ich wollte dich diese Woche eigentlich nicht fragen, aber da wir gestern gerade unterwegs gewesen sind, dachte ich, du kannst mir vielleicht das Geld zurückgeben. Ich habe kaum noch etwas und ich muss auch sehen, wo ich bleibe.« Tiffany musterte sie aus ihren blaugrünen Augen.

Scheiße. Da war nun die Frage, die sie heute nicht hören wollte. Sie wusste, dass fast siebenhundert Dollar offen waren und sie konnte sie nicht zurückzahlen. Es war naiv gewesen zu glauben, dass ihre beste Freundin, die im Einzelhandel tätig war, so viel verdiente, dass sie ihr ständig aushelfen konnte. Aber wenn Tiffany sie um Geld bat, hieß es auch, dass sie keines von ihr bekommen würde. Victoria seufzte und kam zu der Feststellung, dass dieser Tag bereits um kurz nach eins am Mittag eine einzige Katastrophe war. 

»Kann ich leider nicht.« Es fiel Victoria schwer, diese Tatsache auszusprechen.

»Du hast doch gestern noch gesagt, dass du heute Morgen einen Termin hast und dann wieder einen Job bekommst. Wenn du mir das Geld heute nicht geben kannst, ist es nicht schlimm, aber Ende der Woche wäre echt gut.« Tiffany beugte sich vor und sah sie eindringlich an.

»Ich befürchte, dann geht´s auch nicht.« Victoria war nicht mehr in der Lage, dem Blick ihrer Freundin standzuhalten. Wie ein gescholtener Hund sah sie am Tisch vorbei zu Boden. Ja, am Abend zuvor hatte sie Tiffany mehrfach einen Drink ausgegeben, dabei aber nie erwähnt, dass es eigentlich das Geld von Jessie war, welches sie auf den Kopf gehauen hatte. Außerdem hatte sie damit geprahlt, dass sie sehr bald ihre Schulden zurückzahlen konnte, weil sie einen Job bekommen würde. Den hatte sie nun aber nicht und das nur, weil sie zu lange gefeiert und am Morgen ihren Hintern nicht aus dem Bett bekommen hatte. 

Victoria warf einen Blick in ihre Tasse. Sie war noch halb voll und bereits jetzt dachte Victoria darüber nach, unter einem Vorwand zu gehen, nur damit ihr Gewissen sie in Ruhe ließ. Dabei saß sie doch eigentlich gerne hier in der Küche. Hier gab es immer etwas zu erzählen und zu lachen. Die besten Ideen entstanden doch sonst hier in der Küche. Selbst Liebeskummer konnte man hier in Kaffee und zu späterer Stunde in Wein ertränken. Es fand sich doch sonst immer der richtige Weg, um diesen weiter zu gehen. Jetzt war die Küche diese eine Sackgasse, in der man nicht einmal wenden konnte und in der der Rückwärtsgang nicht funktionierte. Sie fühlte sich unwohl wie noch nie in diesem Raum. Sie traute sich nicht, Tiffany die Wahrheit zu sagen. Nicht nur, dass sie das Geld noch nicht zurückzahlen konnte, sie hatte den Job, von dem sie gestern Abend noch gesprochen hatte, ebenfalls nicht. Tief in ihrem Inneren hatte sie wirklich damit gerechnet, dass Richard auf sie wartete.

»Was ist los?« Tiffany hatte die Tasse abgestellt und Victoria war klar, dass der Blick ihrer Freundin auf ihr lag. Um das zu wissen, musste sie nicht aufsehen. »Du hast den Job nicht, oder?«, schlussfolgerte Tiffany nur Sekunden später. 

Victoria fühlte sich, als hätte man ihr einen glühenden Dolch in den Rücken gestoßen. Sie war nicht in der Lage zu antworten. Es war schrecklich, von der besten Freundin überführt zu werden.

»Dann schaue ich, dass ich mir was einfallen lasse. Wann hast du denn wieder Arbeit? Ich meine ja nur. Dein letzter Auftrag ist doch schon vier Wochen her, oder? Und das war doch auch nur so ne arme Socke, der wegen Ladendiebstahl eingelocht wurde, oder? War das nicht der, den du im Park auf einer Bank festgenommen hast? Der, der den Termin einfach vergessen hatte?« 

»Ja.« Murrend unterbrach sie ihre Freundin, die sich noch an jedes Detail erinnern konnte, das sie ihr damals genannt hatte. Für den Auftrag hatte sie nur knapp tausend Dollar bekommen und da die Aufträge zuvor auch nicht viel besser gelaufen waren, war ihr Erspartes aus einem großen Auftrag, der Monate zurücklag, schon seit geraumer Zeit aufgebraucht.

»Victoria Johnson, kannst du mir mal sagen, was los ist? Du starrst den Boden an, als wäre er gefährlich.« Tiffanys Stimmlage änderte sich. Hatte sie wirklich erwartet, dass ihre Freundin nicht bemerken würde, wenn etwas nicht so wäre wie sonst? Sie musste die Fakten auf den Tisch legen. Tiffany würde jede Lüge enttarnen und wenn es nur war, weil sich ein Wort anders anhörte, als es sonst der Fall war. Eigentlich könnte ihre Freundin als Lügendetektor arbeiten. 

»Ich hab meinen Termin heute Morgen verpennt«, murmelnd sah Victoria auf.

»Scheiße.«

Der Kommentar ihrer blonden Freundin traf es zu einhundert Prozent.

»Ja und Richard will mir erst nächste Woche wieder einen Auftrag geben. Und mein Vermieter will übermorgen Geld sehen. Die einzige Möglichkeit, die ich nun habe, ist die, dass ich jemanden anpumpe, mich in anderen Kautionsbüros schlaumache oder die Seiten der Polizei nach Flüchtigen durchforste …« 

»Aber da die dich nicht kennen und bei Frauen eh skeptisch sind und Richard auf Anfrage sagen wird, dass du nicht die Zuverlässigste bist …« 

»Genau.« Victoria nickte bestätigend, als Tiffany ihren Satz beendete. Zu oft schon hatte sie Tiffany von dieser Schwierigkeit berichtet, wobei sie selbst daran Schuld war, dass man ihr nachsagen konnte, dass sie nicht zuverlässig war. 

»Scheiße.« 

Wieder nickte sie bei Tiffanys Fluch.

Einen Moment saßen sie schweigend zusammen, Victoria war nicht in der Lage, ihren Kaffee zu trinken. Ihr Magen schmerzte, und der Gedanke daran, dass sie ihrem Vermieter kein Geld auf den Tisch legen konnte, machte die Situation um ein Vielfaches schlimmer. Sie musste an Geld kommen. Jetzt. Grübelnd starrte sie an ihrer Freundin vorbei auf den Rosmarin, der in einer gelben Plastikschale wuchs, die Tiffany mal bei ihr hatte mitgehen lassen. Eigentlich hatte Victoria vorgehabt, mit der Schale etwas anderes zu machen. 

»Und wenn du ihn nochmal fragst?« 

»Vergiss es. Der hat den Auftrag schon vergeben.« Sie schüttelte den Kopf. 

»Sicher?« 

»Ja. Er hat es mir doch selbst gesagt«, erklärte sie leicht genervt und dachte bereits wieder an Richards Worte.

»Sei doch mal ehrlich, wenn er den Auftrag schon abgegeben hat, dann hatte er doch fast damit gerechnet, dass du nicht kommst. So schnell bekommt man doch keinen Ersatz.« 

»Hm.« Sie nahm einen Schluck aus der Tasse. Der Kaffee war lauwarm und alles andere als ein Genuss. Normalerweise war es sicher eine Leichtigkeit für Richard, für sie einen Ersatz zu bekommen, aber vielleicht hatte er sie auch einfach nur verunsichern wollen. Dann würde der Auftrag noch auf seinem Schreibtisch liegen und er wäre wahrscheinlich gerade dabei, jemanden zu suchen, der sich darum kümmerte. Aber wer wollte schon freiwillig Kleinkriminelle jagen. Die meisten ihrer vor allem männlichen Kollegen, von denen sie zudem kaum jemanden persönlich kannte, waren mehr auf die aus, die fünf- bis sechsstellige Beträge einbrachten.

»Danke für den Kaffee, aber ich glaube, ich muss noch was erledigen.« Victoria stellte ihre halbvolle Tasse ab und nickte ihrer Freundin zu.

»Vic, mach keinen Mist.« Tiffany musterte sie skeptisch. 

»Blödsinn. Ich rede nur noch mal mit meinem Auftraggeber.« Victoria nickte nochmals und machte sich auf den Weg zur Tür.

»Reden, Vic, nichts anderes. Lass dich nicht auf irgendwelche Gefälligkeiten ein.« 

Sie blieb stehen, die Hand auf der Türklinke liegend, und warf einen Blick über die Schulter. 

»Sag mal, was hast du denn für Vorstellungen von meinem Job?« Hatte sie es sich eingebildet oder war das gerade eine Warnung gewesen, dass sie nicht mit Richard ins Bett gehen sollte, nur um den Auftrag zu bekommen? Das wäre das Letzte, was sie tun würde. Solche Geschäftsmodelle gab es bei ihr nicht. Was nicht ausschloss, dass es sie in ihrer Branche gab. 

»Ich meine ja nur. Man hört ja so einiges.« Tiffany zuckte mit den Schultern und grinste.

»Also mal ehrlich, was du immer hörst. So ein Blödsinn. Bis dann.« Sie öffnete die Tür und hörte noch, wie ihre Freundin ihr einen schönen Tag wünschte. 

Eine halbe Stunde später konnte sie endlich ihr Mustang Coupé auf einem der vier gekennzeichneten Parkplätze abstellen, die sich vor dem Kautionsbüro befanden. Es war nur ein weiterer Wagen vor dem weißen Bürogebäude und sie wusste genau, dass es nicht der Wagen von Richard war. Richard fuhr einen riesigen schwarzen Ford Ranger und keinen kleinen Sportwagen. Sie atmete tief durch, als sie aus ihrem Wagen stieg. Wenn der Tag so weiterlaufen würde, wie er begonnen hatte, würde sie gleich vor einer verschlossenen Bürotür stehen, oder Richard hätte seinen Panzer gegen einen kleinen Flitzer eingetauscht. Dann würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als ihren Vermieter auf Knien anzuflehen, ihr einen Aufschub zu gewähren. Was dieser sicher nicht machen würde. An der Scheibe der Bürotür hing ein Geschlossen Schild. Darunter Telefonnummern, unter denen man Richard und andere Mitarbeiter erreichen konnte, die für die Vergabe der Kautionen zuständig waren und bei denen sich einige der Klienten täglich melden mussten. Victoria drückte vorsichtig gegen die Tür und war erstaunt darüber, dass sie offen war. Das Klingeln, welches jeden Besuch ankündigte, hallte durch das Bürogebäude. 

»Es ist geschlossen. Telefonnummern hängen draußen.« Eine ruppige Frauenstimme erklang.

»Ich habe nur was vergessen«, erwiderte Victoria und bemerkte ihre nassgeschwitzten Hände. Sie war in der Lage, jedem ins Gesicht zu lügen, aber sobald es darum ging, Richard anzulügen, verließ sie die Kraft. Dieser Mann konnte schon an der Art, wie man atmete, sehen, wann gelogen wurde.

»Okay.« Eine Frau lugte um die Ecke einer Bürotür »Haben Sie einen Ausweis?« 

»Natürlich.« Victoria zog ihr Portemonnaie hervor und zeigte der Frau einen Ausweis, den nur Richards Angestellte hatten. 

»Dann machen Sie ruhig.« Die Frau war schon wieder verschwunden, ehe sie ihr danken konnte. Bei der Entfernung hätte es auch eine Kreditkarte getan. Victoria schüttelte den Kopf und dachte einen Moment darüber nach, Richard auf die Reinigungskraft anzusprechen und ihm zu sagen, dass sie jeden reinlassen würde, aber das konnte sie nicht machen. Dann würde er wissen, dass sie hier gewesen war. 

Victoria trat an Richards Bürotür. Er war der Gründer der Agentur und ohne ihn würde sie ganz sicher bald auf der Straße sitzen. Er würde sie umbringen, wenn er mitbekommen sollte, dass sie alleine in sein Büro gegangen war. Obwohl Zweifel an ihr nagten und sie befürchtete, dass sie erwischt werden würde, betrat sie das Büro, in dem sie absolut nichts zu suchen hatte. Der große Ledersessel stand hinter dem gewaltigen Schreibtisch, auf dem wie immer das blanke Chaos herrschte. Wie sollte sie hier schnell die Akte finden, die Richard ihr hätte geben wollen. Ihr Name stand wahrscheinlich nicht daran. Sie schluckte und ließ ihren Blick über die Papierberge schweifen. Die Zweifel an dem, was sie hier tat, wuchsen immer weiter. Wenn sie nicht sehr bald ihren Vermieter auf Knien anflehen wollte, sie nicht rauszuwerfen, hatte sie keine andere Möglichkeit. Dann waren da die Gedanken an Tiffany, die ihr Geld benötigte, um wenigstens etwas zu essen im Kühlschrank zu haben. Und Jessie, der sie versprochen hatte, sie am nächsten Wochenende einzuladen. Sie hatte einfach keine andere Wahl. Richard würde sicher toben, wenn er letzten Endes erfuhr, was sie getan hatte, aber damit könnte sie dann leben. Schließlich würde sie einfach ihren Job machen, der auch in seinem Interesse war. Sie war sich sicher, dass sie ihn irgendwie besänftigen könnte. Daran wollte sie jetzt aber noch keinen Gedanken verschwenden.  

Eine dünne Akte, die auf einer der Ablagen lag, erregte ihre Aufmerksamkeit. Vorsichtig griff sie nach dem blauen Pappordner und klappte ihn auf. 

Duke Breston.

Sie überflog die Daten. Er sollte wegen Diebstahls- und Verkehrsdelikten vor Gericht erscheinen. Sie blätterte um und stockte. Eine sechsstellige Summe war am unteren Ende des Dokuments notiert. Der Verhandlungstermin sollte in drei Tagen sein und ebenso lange hatte er sich nicht gemeldet. Warum er jedoch so eine große Summe hinterlegen musste, erschloss sich ihr nicht. Das Foto von dem Mann Mitte fünfzig war lieblos an die erste Seite getackert. Dunkelgrüne Augen, eine Halbglatze mit wenigen blonden Haaren am Hinterkopf, dafür ein dichter Bart. Das sollte ein Kinderspiel werden. Eines, für das sie am Ende zehn Prozent des Kautionsbetrags bekommen würde und so die nächsten Monate über die Runden kommen würde. Mit der Aussicht auf dieses Geld würde es ihr sicher gelingen, ihren Freunden noch einige Tage aus dem Weg zu gehen und ihren Vermieter hinzuhalten. Notfalls würde sie einfach im Auto schlafen, bis sie das Geld hatte. 

Leise verließ sie das Büro wieder. 

»Ich bin dann wieder weg. Schönen Tag noch.« 

»Danke, Ihnen auch.« Die Frau war immer noch in dem anderen Raum beschäftigt und sah auch nicht wieder hinaus, als Victoria die Tür hinter sich schloss. 

Wenn sie diesen Typen gefasst hatte, würde sie sich lange keine Gedanken mehr um ihre Miete machen müssen. Das Einzige, was sie sich dann überlegen musste, war, wie sie Richard erklären sollte, dass sie die Akte hatte, die sie nicht haben durfte. Aber bis morgen früh sollte Richard nicht bemerken, dass die Papiere fehlten. Vielleicht reichte die Zeit ja aus. 

Wie sie hinterher ihr Verhalten erklären wollte, würde sie sich überlegen, wenn es so weit war. 

2.

Connor Stevens strich sich mit den Fingern über die Augen, aber der Kopfschmerz wollte nicht nachlassen. Er lehnte sich im Sitz seines alten Ford Pick-up nach hinten und starrte aus der Windschutzscheibe auf ein schlichtes Einfamilienhaus, dessen Briefkasten am Morgen Opfer eines schlechtgelaunten Zeitungsboten geworden war. Die Fahne, die signalisieren sollte, dass Post angekommen war, lag am Boden und der Deckel baumelte nur noch an einem Scharnier. Connor hatte allerdings noch niemanden gesehen, der sich für diese Zerstörung interessierte oder der gar die Zeitung lesen wollte, die am Boden lag. Überhaupt hatte er noch niemanden gesehen, der zum Haus zu gehören schien, dabei war er sich sicher, dass seine Zielperson im Haus war. Er saß nun seit sieben Stunden in seinem Wagen und es hatte sich noch niemand vor die Tür gewagt. Wenn er nicht hin und wieder Schatten hinter den Gardinen gesehen hätte, wäre er längst wieder gefahren. Aber da war etwas, das ihm sagte, dass der Mann, den er suchte, im Haus war und dass er früher oder später rauskommen würde. 

Wieder wanderte sein Blick auf die Armatur seines Wagens, er hatte noch zwei Stunden, dann musste er die Observierung abbrechen und wahrscheinlich am nächsten Morgen seine Suche neu beginnen.

Sollte er seinen Auftritt vielleicht doch absagen? Seine Aufmerksamkeit wanderte auf den Rückspiegel, in dem er seine Gitarre sehen konnte, die auf dem Rücksitz lag. Wenn er hierblieb, könnte er in wenigen Tagen um fünfzigtausend Dollar reicher sein. Wenn er ging, könnte er heute Abend ein paar entspannte Stunden in der Bar seines Freundes verbringen und spielen. Den Kopf schüttelnd, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Haus. Jeder normale Mensch würde nun einfach hier bleiben und den Auftritt absagen. Gitarre spielen und singen könnte er in den nächsten Tagen auch noch. Vor allem bot sein Freund ihm nicht wirklich viel Geld. Hundertfünfzig Dollar für einige Stunden auf der Bühne. Dazu Essen und Getränke frei. Dieses Mal nur Cola und Wasser, nahm Connor sich vor und strich sich über den Kopf. Der Alkohol der letzten Nacht wirkte noch immer nach und machte es ihm immer schwerer, wach und vor allem konzentriert zu bleiben. Sein Auftraggeber hatte ihn um zehn Uhr am Morgen aus dem Bett geklingelt. Als der Chef des Kautionsbüros ihm erklärte, er hätte einen Job für ihn, wollte Connor im ersten Moment ablehnen, aber Richard hatte ihm die Summe genannt, um die es ging und da hatte Connor nicht nein sagen können. Er sollte seinen Auftritt wirklich absagen. Wenn seine Zielperson das Haus verlassen würde, wenn er nicht da war, würde er wieder bei null anfangen müssen. Dann müsste er erneut suchen. Und ob er beim zweiten Mal auch so viel Glück haben würde wie jetzt, wusste er nicht. Aber wenn er seine Zielperson nicht rechtzeitig fassen konnte, würde er mit leeren Händen dastehen und sein Freund würde ihn vielleicht nie wieder in der Bar auftreten lassen. 

»Scheiße!« Raunend beugte er sich vor. Er war zwischen seinen Möglichkeiten hin- und hergerissen. Ein hoher Bretterzaun verbaute ihm die Sicht auf die Veranda des Hauses und am Eingang, der sich an der Seite befand, tat sich einfach nichts. Die Mülltonnen, die am Zaun standen, quollen über und ihm fiel ein Waschbär auf, der hinter einer der Tonnen verschwand. Wie lange es wohl dauerte, bis eine der Tonnen umfiel? Vielleicht verließ dann endlich jemand das Haus, damit er sicher wusste, dass er an der richtigen Adresse war. Aber auch nach weiteren Minuten passierte nichts. Vielleicht hatte sich das Tier unter dem Zaun hindurch einen Weg auf die Terrasse gesucht und verzichtete darauf, den Inhalt der Tonnen in Augenschein zu nehmen. Aber irgendwann musste der Typ das Haus doch mal verlassen. Connors Gedanken schweiften ab und sein Blick wanderte wieder in den Rückspiegel. 

Am vergangenen Abend hatte er wieder einmal Stunden in der Bar von Markus gesessen und gesungen. Country, für ihn nicht nur eine Musikrichtung, sondern eine Lebenseinstellung. Eine, die er in der Bar mit so vielen teilen konnte. Eigene Songs, in denen er seine Gedanken und Emotionen verpacken konnte, gehörten ebenso zu seinem Repertoire wie die Songs der großen Stars. Während seiner Vorstellung, auf einem Barhocker sitzend oder am Mikrofon stehend, hatte er keinen Alkohol angefasst, dafür danach umso mehr. Er wusste noch, dass er seinen letzten Song, einen, den er kurz nach der Trennung von seiner Freundin geschrieben hatte, um halb zwei in der Nacht gespielt hatte. Selbst um die Zeit war noch viel los gewesen und einige hatten sogar noch Zugaben gefordert. 

Dann war er bis kurz nach fünf an der Bar förmlich versackt. Markus hatte ihm ein Taxi bestellt und Connor hatte es tatsächlich bis in seine kleine Wohnung in Nashville geschafft. Auf dem Sofa war er dann eingeschlafen und um acht wieder aufgewacht, weil seine Knochen geschmerzt hatten. Sein Sofa war nicht dazu geeignet, lange Nächte auf ihm zu verbringen. Anschließend war er einfach ins Bett gekrochen, in der Hoffnung, bis zum Abend schlafen zu können, um dann erneut in der Bar aufzutreten. 

Richard Chase´ Anruf hatte diesen Plan jedoch zunichtegemacht. Connor hatte sich ein Taxi genommen, um zu seinem Auftraggeber zu kommen, da er noch zu viel Alkohol im Blut gehabt hatte, um selber zu fahren. Außerdem stand sein Wagen noch vor der Bar. Die Laune seines Auftraggebers war so schlecht gewesen, dass Connor es nicht gewagt hatte, nach den Gründen zu fragen. Normalerweise bot Richard ihm immer einen Kaffee an, nicht so an diesem Vormittag, an dem er gerne einen genommen hätte. Richard hatte etwas von: »Ihr seid doch alle gleich«, gemurrt, ohne ihn zu begrüßen, und ihm dann einen dicken Aktenberg überreicht. Das seitenlange Vorstrafenregister war ihm nur einen kurzen Blick wert gewesen. Die Seiten, die ihn interessierten, hatte er schnell gefunden. Bekannte Anschriften, gemeldete Fahrzeuge, Fotos und andere Kontaktdaten, er hatte sich alles in einem kleinen Notizheft notiert. Er konnte die großen DIN A4 Seiten aus den Aktenordnern nicht leiden. Wenn man schnell etwas lesen wollte, hatte man sie nicht immer schnell zur Hand, und wenn doch waren sie so gefaltet, dass sie nach wenigen Benutzungen kaum noch lesbar waren. Oder sie verschwanden versehentlich in der Waschmaschine, weil man die gefalteten Seiten in Hosentaschen aufbewahrte und diese nicht vor dem Waschen leerte. Sein Notizbuch war heilig, es war immer in seiner Hemdtasche und noch nie hatte er es vor dem Waschen seiner Kleidung vergessen. 

Das Klingeln seines Handys riss ihn aus den Gedanken. Verdammt, er war so müde, dass er sich kaum noch auf das Grundstück konzentrieren konnte, was er überwachen wollte. Er hatte keine Ahnung, wo er die letzten Minuten hingesehen hatte. Neben ihm hätte ein Elefant stehen können, er hätte es nicht gemerkt.

»Ja?« Er hatte nicht auf das Display geschaut, als er das Gespräch annahm.

»Hey, sag mal kannst du heute früher kommen? Michael fällt aus.« Markus klang abgehetzt und Connor konnte im Hintergrund das Klirren von Gläsern hören. »Pass doch einmal auf Laszlo, die Mistdinger waren teuer.« Der Besitzer der Rockwood Bar stöhnte auf.

»Das sind Gläser und keine Goldbarren«, war die flapsige Antwort aus dem Hintergrund. Connor strich sich über die Augen. Dabei war er doch gerade kurz davor gewesen, Markus abzusagen und hier stehenzubleiben. Nun begann das Abwiegen des Für und Widers erneut.

»Und? Kannst du? Ich zahl dir auch das Doppelte! Bitte! Meine Gäste erwarten ab achtzehn Uhr jemanden auf der Bühne.« 

Connor sah seinen Freund vor sich, wie er in der Bar von einem Ende zum anderen lief und sich immer wieder durch die kurzen Haare strich, weil er befürchtete, dass der Abend nicht so viel Geld in die Kasse spülen würde, wie er sich wünschte. Und das nur, weil er zwei Stunden niemanden auf der Bühne hatte. Kopfschüttelnd löste Connor sich von dem Bild, welches er vor Augen hatte. Er wollte Nein sagen und doch sprach er das Wort nicht aus. 

»Connor?« 

»Ja.« Er zwang sich, sich auf die Worte von Markus zu konzentrieren.

»Also kommst du? Das wäre super, sag was du essen willst dann besorgen wir dir was, damit du auf der Bühne nicht verhungerst.« Die Anspannung in Markus Stimme war mit einem Schlag verschwunden.

»Ähm, also.« Über sich selbst verärgert rollte Connor mit den Augen.

»Komm, ich brauch dich hier. Vierhundert Dollar, bitte.« Nun war er wieder da, der unruhige Ton in der Stimme des Barbesitzers, den er nun schon so viele Jahre kannte. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass er für jemanden einspringen sollte. Nur war es das erste Mal, dass er ein weitaus besseres Angebot mehr oder weniger direkt vor Augen hatte. Seine Aufmerksamkeit wanderte auf das Haus, wo sich einfach nichts bewegen wollte. Oder war das Angebot in Form von Duke Breston gar nicht real, er würde ihn somit nicht fassen und stünde hinterher mit komplett leeren Taschen da, wenn er Markus nun absagte? Es war eigentlich noch nie vorgekommen, dass er seine Zielpersonen nicht festgenommen hatte. Bei einigen wenigen war es knapp geworden, aber entwischt war ihm bisher noch niemand. Das Geld von Markus wäre ein sicheres Einkommen.

»Connor?« Markus wurde drängender. 

»Ja, Mann, ich komme.« Er hatte keine Ahnung, ob seine Antwort in diesem Moment die Richtige war, aber er befürchtete, dass er seine Zielperson nicht so schnell finden würde, wie er gedacht hatte. Irgendetwas sagte ihm, dass dieser Auftrag anders werden würde. Nicht nur wegen der gewaltigen Summe, die auf Dukes Kopf ausgesetzt war. Vielleicht würde er ihm sogar entkommen. Der Dreiundfünfzigjährige war bei weitem kein unbeschriebenes Blatt. Drogen, Einbrüche und Vergewaltigungen bei irgendwelchen Poolpartys waren noch die kleineren Punkte auf der seitenlangen Liste. Dass man ihn überhaupt wieder auf freien Fuß gelassen hatte, wunderte Connor. Andere hätte man direkt weggesperrt. Dazu war sicher, dass er ein größeres Arsenal an Waffen besaß, auch wenn die Polizei der Meinung war, alle beschlagnahmt zu haben. Connor war klar, dass in Dukes Fall alle nie auch wirklich alle hieß. Irgendwo hatte er sicher noch welche, oder er hatte sich bereits wieder welche besorgt. Wenn man wusste wo, konnte man innerhalb weniger Stunden sechsstellige Beträge für Waffen ausgeben.

»Was soll´s zu Essen geben?« Markus klapperte im Hinter-grund mit etwas herum.

»Alter, du klingst wie meine Mutter.« Er schüttelte den Kopf, als er die Frage hörte.

»Ich dachte, die lebt nicht mehr«, antwortete der Barbesitzer verblüfft. Connor stöhnte auf. Wollte Markus die Ironie gerade nicht verstehen oder verstand er sie tatsächlich nicht? Ja, seine Mutter war seit Jahren nicht mehr am Leben, aber wenn sie es noch wäre, würde sie in der gleichen Art fragen, wie Markus es gerade tat.

»Und?« 

»Ich habe keine Ahnung, was es zu Essen geben soll.« Connor stöhnte auf. 

»Genau das hättest du zu ihr wohl auch gesagt.« 

Die Verbindung war beendet, ehe er etwas erwidern konnte. Ja, sehr wahrscheinlich wäre das tatsächlich seine Antwort gewesen. Seufzend wandte er sich wieder den Geschehnissen auf dem Grundstück zu. Aber es blieb wie zuvor. Sterbenslangweilig. Was, wenn in der Zeit, in der er nicht hier war, etwas geschah? Wenn Duke sich dann aus dem Staub machen würde oder sich zumindest mal zeigen würde? Warum hatte er auf Markus´ Frage nicht einfach nein gesagt? Er hätte ablehnen müssen. Angestrengt überlegte er, wen er um Hilfe fragen konnte.

Sheamus! 

Er würde seinen besten Freund um Hilfe fragen. Wenige Sekunden später wartete er darauf, dass jemand sein Gespräch annahm. 

»Hey, was gibts? Wo drückt der Schuh?« Lachend nahm sein bester Freund das Gespräch an. 

»Hey, ich wollte dich um einen Gefallen bitten.« Connor lauschte auf Nebengeräusche. Vielleicht stand Sheamus Freundin direkt neben ihm, dann würde der gebürtige Ire ihm gleich sagen, dass er für Gefallen dieser Art nicht zu Verfügung stand. Seit Sheamus und Lora ein Paar waren, hatte sich ihre Freundschaft rapide verändert. Früher hatten sie ihre Zeit oft zusammen verbracht und Connor hatte mehrfach das Geld von Aufträgen mit seinem besten Freund geteilt, aber jetzt? Lora war der Meinung, dass die Arbeit eines Kopfgeldjägers zu gefährlich war und das Sheamus vielleicht etwas zustoßen könnte. Das Einzige, wo sie mit Connor einer Meinung war, war ihr Musikgeschmack. 

»Um was geht’s?« 

Innerlich atmete Connor bereits auf, also war Lora nicht in der Nähe. 

»Ich hab hier ´ne ganz große Nummer am Start, aber ich habe Markus zugesagt, heute aufzutreten. Könntest du herkommen und einfach nur ein Haus im Auge behalten oder notfalls den Typen, der hier wohnt? Einfach nur dranbleiben, mehr nicht. Alles andere erledige ich.« Mit geschlossenen Augen wartete er auf eine Antwort.

»Wenn der Typ so wichtig ist, warum willst du dann zu Markus und bleibst nicht selbst da? Zahlt Markus seit Neuestem so gut?« 

Das war eine berechtigte Frage, auf die er außer seiner Gutmütigkeit keine Antwort hatte. Na ja, vielleicht die, dass er nicht wusste, ob seine Zielperson überhaupt in dem Haus war. 

»Weil ich lieber den Spatzen in der Hand habe, als die Taube auf dem Dach. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mal, ob der Typ überhaupt hier ist. Im Moment ist das hier mein einziger Anhaltspunkt.« 

»Nur beobachten?« 

»Ja. Lass die Finger von dem, der ist nicht ohne.« Für die letzten Worte hätte Connor sich am liebsten geohrfeigt. Wenn Lora nun doch irgendwo in der Nähe von Sheamus stand, würde sie ihn nun abhalten und ihm bei ihrem nächsten Treffen den Kopf waschen. 

»Okay, wo soll ich hinkommen und wie lange?« Sheamus atmete hörbar durch. 

Connor nannte ihm die Adresse, an der er stand und bat ihn darum bis Mitternacht die Stellung zu halten. Außerdem sagte er ihm, dass er erst fahren würde, wenn Sheamus vor Ort wäre, damit sie kurz miteinander sprechen konnten. 

»Ich bin in fünf Minuten auf dem Weg.«

3.

Leicht nervös warf Victoria einen letzten Blick auf die Rückbank ihres Mustangs. Hatte sie an alles gedacht? Ihr Dietrichsatz lag unter einer Decke verborgen auf dem Rücksitz, die Unterlagen, die ihr bei der Suche helfen würden, lagen auf dem Beifahrersitz, dort im Fußraum stand eine Thermoskanne mit Kaffee, von dem sie erst trinken würde, wenn die Müdigkeit sie übermannen wollte. Ansonsten müsste sie sich vor Ort nach einer Stelle umsehen, an der sie sich erleichtern konnte. Ob das aber in einer so bewohnten Gegend wie dieser hier so einfach werden würde, bezweifelte sie. Sie konnte sich ja schlecht in irgendeinen Vorgarten hocken und sich dort erleichtern. 

Es war kurz vor sechs am Abend und sie ging im Geiste noch mal die Informationen durch, die sie hatte. Drogen und Diebstahl, wenn auch von der schweren Sorte, wurden Duke Breston zur Last gelegt. Mit diesem Mann würde sie fertig werden und sie würde ihn finden, auch wenn ihr die Informationen der Unterlagen etwas seltsam vorkamen. Nach dem zweiten Lesen, daheim in ihrer Wohnung, hatte sie das Gefühl bekommen, dass man einige Dinge in den Papieren ausgelassen hatte. Nur kurz war nochmal die Frage aufgekeimt, wie sie Richard erklären wollte, wie sie an die Unterlagen gekommen war. Sie begann darüber nachzudenken, was sie mit dem Geld machen würde, abgesehen davon, ihren Vermieter gleich für mehrere Monate ruhig zu stellen und ihre Schulden bei ihren Freundinnen zu begleichen. Ihr Wagen benötigte mal wieder eine Generalüberholung, außerdem könnte sie ihre Freunde mal wieder zum Feiern einladen und ein langer ausgiebiger Urlaub wäre sicher auch noch drin. Mit dem Geld könnte sie sich viele Wünsche erfüllen. 

Breit lächelnd startete sie ihren Wagen und ließ ihn langsam auf die Straße rollen, wo sie Gas gab und Richtung Highway raste. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit und Unmengen an Flüchen, die sie an die roten Ampeln gerichtet hatte, konnte sie endlich in eine ruhige Wohngegend abbiegen. Hier sollte also ein Mann wohnen, der wegen Diebstahls und einiger kleiner Drogendelikte auffällig geworden war? Die Häuser und ihre Vorgärten wirkten nicht unbedingt so, als hätten ihre Besitzer Geldsorgen oder würden sich in Verbrecherkreisen aufhalten. Aber vielleicht konnte ihre Zielperson sich ja mit den Drogen ein angenehmes Leben leisten und die Polizei hatte nicht tief genug gegraben, um festzustellen, von wo das Geld kam, was man in dieser Gegend sicher benötigte. Sie schüttelte den Kopf. Nein, die Polizei hatte mit Sicherheit alles untersucht und keinen Stein auf dem anderen gelassen. Vielleicht hatte Breston das Geld so lange gewaschen, bis es schließlich so aussah, als hätte er sich das Haus auf legalem Wege gekauft. Sie ließ ihren Blick über die Häuser wandern, bis sie die Nummer fand, die sie suchte. Ein roter Backsteinbau auf einem großen Grundstück. Sie bog nach links in eine Straße ab, die am Haus entlang führte. Es gab eine Veranda, die sie jedoch nicht einsehen konnte. An der hinteren Seite des Hauses entdeckte sie einen Hintereingang, den man über eine Steintreppe erreichen konnte. Von hinten sah das Haus nicht mehr so gut aus. Der Parkplatz, der drei Autos Platz bieten könnte, hatte tiefe Schlaglöcher, und der Garten wirkte verwahrlost. Alles in allem machte der hintere Teil des Hauses einen lieblosen Eindruck. Kurz warf sie einen Blick auf die andere Straßenseite. Hier verhinderte ein hoher Bretterzaun den Blick auf die Grundstücke. Ihr Blick nach vorne zeigte ihr dann noch mehr trostlose Grundstücke. Hier war wohl doch vieles mehr Schein als Sein.

Wo sollte sie parken? Spontan entschied sie sich dazu, zu wenden und einfach am Straßenrand in einiger Entfernung stehen zu bleiben. Sie konnte zwischen einigen Bäumen hindurch den hinteren Eingang und den Wagen, der auf dem Parkplatz stand, sehen. 

Ihr war es möglich, an beiden Seiten des Hauses vorbei zusehen und so hoffte sie auch mitzubekommen, wenn ihre Zielperson von irgendjemandem abgeholt werden sollte. Sie ging aber davon aus, dass der Wagen ihrer Zielperson gehörte und dass er das Haus über den hinteren Eingang verlassen würde. 

Das Einzige, was sie über ihn herausgefunden hatte, war, dass er hier lebte. Jetzt wollte sie herausfinden, ob er zuhause war und ob sie ihn direkt hier festnehmen konnte. Am besten wäre vielleicht sogar, wenn sie zum Haus gehen und klingeln würde. Einen Moment wägte sie die Möglichkeiten ab. Hingehen, klingeln, Auftrag beenden oder hingehen und riskieren, dass er auf dem ihm bekannten Terrain verschwand. Wenn er wusste, dass er gesucht wurde, könnte es durchaus sein, dass er sich einfach aus dem Staub machte. 

Sie ging in Gedanken nochmals um das Haus herum. Vor dem Haus war ihr nur ein alter rostiger, rotweißer Pick-up aufgefallen. Einen Moment grübelte sie, dann erinnerte sie sich wieder an den Mann mit roten Haaren und Bart, der gelangweilt im Wagen sitzend auf die Straße gestarrt hatte. War das vielleicht ein Freund ihrer Zielperson und sie würden gleich zusammen wegfahren? 

Die folgenden Stunden wanderte ihr Blick immer wieder auf das Haus und dann auf die Straße, die sie links und rechts davon sehen konnte. Sie befürchtete, dass ihre Zielperson jeden Moment aus der Tür kommen und verschwinden würde. Dann musste sie dranbleiben, denn so schnell wie er in den wartenden Wagen steigen würde, konnte sie ihn zu Fuß nicht erreichen und festnehmen.